........ Jürgen Höller's Motivationstag '99
1. Mai 1999: ein Markstein im deutschen
Seminar-Business. Erstmals waren 8000 Menschen zu einem Seminartag versammelt.
Ein europäisches
Mega-Ereignis von US-Ausmassen. MAG. PAUL
MATUSEK , die männliche Hälfte von TopTwo Seminare war dabei.
10.000 hätten es werden sollen, an diesem
1. Mai in der Frankfurter Festhalle. 8.000 Neugierige, Bildungshungrige,
Kiebitze, Fans und Groupies sind es
letztendlich, die hier ab 7 Uhr 30 früh
in das Oval der riesigen Halle tröpfeln. Jürgen Höller, erfolgreichster
deutscher Motivationstrainer und Veranstalter
dieses Ereignisses hat sich trotzdem damit
einen Lebenstraum erfüllt: "Mein Ziel ist es, die Botschaft des Erfolges
an möglichst viele Menschen
heranzubringen. Nächstes Mal werden es
noch mehr sein!", schwört er sich selbst ein.
Die da gekommen sind, folgten allerdings
nicht nur den Schalmeientönen des nicht unbedingt allseits beliebten Motivators
. Sie kamen auch, um Brian Tracy,
den "Personal Leadership"-Superstar aus
den USA live zu erleben, den viele schon von seinen zahlreichen exzellenten
Tonband-Lehrgängen kennen. Die
Menschen hier wollten sich auch von Klaus
Kobjoll begeistern lassen, dem vortragenden Hotelier aus Nürnberg, der
kürzlich den begehrten European
Quality Award der EU errungen hat. Sie
waren möglicherweise auch gespannt zu hören, was Michael Spitzbart nach
der Trennung von Dr. Ulrich Strunz als
Solist zum Thema "Kreativität und Erfolg"
zu sagen hat. Und sie kamen zu einem guten Teil schlussendlich, um dem
Idol Nikolaus B. Enkelmann
zuzujubeln, dem Altmeister des Charisma-Trainings.
Die Show beginnt mit einer Laserlicht-Vorführung
zur Einstimmung des P.T.-Publikums. Beeindruckend, aber das hatte man nicht
bestellt. Schon eher Jürgen Höller selbst, der in Robbins-Manier
auf die Bühne fegt und sein Publikum zu Power-Schreien motiviert. Was
ihm durchaus gelingt. Seine Message:
"Alles ist möglich", und allein, dass
er hier vor 8000 Menschen auf der Bühne steht, scheint seine These zu
beweisen. Der Applaus ist gewaltig und einhellig.
Höllers eigene Aussage: "Ich lasse keinen
kalt", scheint sich hier zu bewahrheiten und gleichzeitig auch nicht: Die,
die ihn nicht mögen, sind nicht hier.
Brian Tracy, wie immer mit seinem Leib-Übersetzer
Hans Jochen Hahn in brillianter Doppelconference On Stage, ist Höllers
ruhiger Gegenpol. Anhand
seines "Ursache - Wirkung"-Prinzips weist
er kompromisslos seinen Zuhörern die Verantwortung für ihr eigenes Leben
selbst zu. Diese lauschen gebannt
und belohnen Tracy mit tosendem Applaus.
Am 22. Oktober ist Brian Tracy übrigens wieder einen ganzen Tag lang in
Wien bei TopTwo.
Da kann es der nächste Redner nur schwer
haben. Michael Spitzbart steht denn auch vor halbleerem Saal. Und er kann
das offenkundig nur schwer
verdauen. Aber langsam kommt er in Fahrt,
und der Text ist gut - seit seinen Tagen mit Dr. Strunz ziemlich
gleich, angereichert mit ein paar neuen
Beispielen - , und dank der
Lautsprecher-Übertragung bis in die entlegensten Pinkelräume ist der Saal
bald wieder voll. Lohn für Spitzbarts gekonnt
eingestreute Witze, von denen viele unter
die Haut gehen: Standing Ovations.
Anschliessend eine längere Einlage mit
Live-Musik und teilweise glänzenden Parodien von Michael Jackson bis zum
Papst. Klaus Kobjoll trifft daher auf
eine entspanntes, heiteres Publikum. Kobjolls
Rezepte sind vielen TopTwo-Kunden schon bekannt: Motiviere Deine Angestellten
und allsogleich werden
diese die Kunden scharenweise und deren
Geld haufenweise anziehen. Da entfleucht so mancher geplagten jungen Angestellten
der Seufzer: "Das sollte mein
Chef hören", wenn Kobjoll von Sekt, Urlaubszuschüssen,
Firmenautos und Cartier-Uhren zur Mitarbeitermotivation redet. In Wien
gibts Klaus Kobjoll
bald schon zu erleben. Am 24. und 25.
Juni, natürlich bei TopTwo!
Nikolaus B. Enkelmann ist dann für viele
der Höhepunkt. des Tages. Auch für ihn selbst ist dieses Ereignis hier
offenbar der Gipfel seines langen
Trainer-Lebens.
In
seinem neuen Buch "Charisma" (Verlag mvg) schreibt er gleich im Vorwort,
wie sehr er sich auf seinen Auftritt bei diesem Höller-Motivationstag freut.
Enkelmann hat,
was er lehrt, jahrzehntelang erprobt und inkorporiert: Änderung passiert
nicht im Kopf allein, sondern geht über
den ganzen Körper. Viertelstundenlang
lässt er seine Anhänger laut nach der Reihe die Selbstlaute des Alphabets
skandieren. Achttausend, in ihrem
Berufsleben vermutlich durchaus ernstzunehmende
Menschen, klopfen sich dabei gehorsam im Takt auf die Brust. Auch vor dem
gemeinsamen Aufsagen
von Suggestionssprüchen scheint sich
kaum jemand zu drücken. Und Enkelmann geniesst es unverhohlen, die Masse
zu bewegen. Es ist sein Tag.
Enkelmanns Tag. Und Jürgen Höller lässt
auch gerne beim Schlussapplaus dem Altmeister den Vorrang.
Und
dabei wäre Enkelmanns Auftritt beinahe geplatzt. In einer Bühnen-Umbaupause
wirbelte nämlich ausser Programm Emile Ratelband auf die Bühne, der
"bekloppte Holländer", wie er sich selbst
nennt. Ratelband, so wie Höller mit Anklängen an Anthony Robbins, hat
zwar seine Fan-Gemeinde, aber in der
Trainer-Szene bloss Feinde. Sein Inhalt:
NLP-Entertainment, sein Stil: schnell, aufwirbelnd, effekthaschend. Und
das sehen andere Trainer gerne als unseriös an.
Offenbar auch Nikolas Enkelmann. Sobald
er Ratelband auf der Bühne sieht - die Show wird per Video
in den VIP-Raum übertragen -, braust er ab. Hinaus
zu seinem Auto. Jürgen Höller hinter
ihm her. Er versucht, den Freund aufzuhalten. Dieser wiederum fühlt sich
verraten: Es wäre fix ausgemacht, sich
niemals mit Ratelband gemeinsam zu zeigen.
Brian Tracy, auch er ein Enkelmann-Freund wird zugezogen, um den Aufgebrachten
zu beruhigen. Aber
Enkelmann, wird mir Tracy später in Wien
erzählen, war zu diesem Zeitpunkt ohnedies schon auf dem Rückweg: "Der
Mann ist Profi, er weiss, was er zu
tun hat. Da hat es meiner Hilfe nicht
mehr bedurft" schildert Tracy in übrigens lupenreinem Deutsch.
Überhaupt ist der VIP-Raum die heimliche
Zentrale dieses Ereignisses. Hier ist der Markttag der Spitzentrainer und
-anbieter. Was Rang und Namen hat in
der deutschsprachigen Seminar-Szene zeigt
sich hier. Und mittendrin die für die Branche wesentlichen Journalisten.
Da sind Frank und Claudia Scheelen, die
Tracy- und Insights-Lizenznehmer, da knüpft
Erich Lejeune, der seminarisierende Erfolgs-Unternehmer neue Bande -
raten Sie mit wem!
[Anmerkung: Am 8.8.1999 "interviewt" Erich Lejeune in seiner Sendung bei M1 (Münchener Lokalsender) Jürgen Höller. Werbung eines Dampfplauderers für einen Dampfplauderer und natürlich keine kritischen Fragen. Das wäre doch zu negativ. Lejeune kündigt sich als Referent bei Höller an. Auch diese Sendung ist eine dieser Sternstunden des privatisierten TV-Journaillismus. Denken wir positiv: Wer für sich Werbung machen kann und dafür noch bezahlt wird, muß einfach erfolgreich sein. Eigentlich muß man diese beiden Eulenspiegel ja bewundern. Am Abend kommt dann wohl der Astrologe mit dem Laptop. Ein Ruck geht durch Deutschland. Aber ohne Aufklärung, denn nach Oswalt Kolle gibt es in Deutschland keine Themen mehr, mit denen man an Aufklärung noch gutes Geld verdienen könnte. (G.Kluge)]
Da reden Jürgen Höller und Wolfgang Lang von Birkenbihl-Media
erstmals seit langem wieder miteinander. Lang hat nämlich, so erzählt
er mir freimütig, von Vera Birkenbihl,
der Namensgeberin seiner Firma sehr deutlich
nahegelegt bekommen, alte Feindschaften zu begraben. Aus Gründen von Karma-Hygiene
oder so. Aber
herzlich wird es bei der Unterhaltung
der ehemals dick-verbundenen Gefährten, mitten auf dem Türstaffel, sprichwörtlich
zwischen Tür und Angel, für
jeden Beobachter deutlich sichtbar, nicht.
Im Höller-VIP-Raum geraten auch
Michael Spitzbart und ich aneinander. Zwei ehemals enge Partner, seit der
Trennung Strunz / Spitzbart nicht mehr so
dicke miteinander. Die Unterhaltung wird
ein wenig lautstark, Spitzbart hat weisse Lippen, doch schlussendlich mündet
der durch aufgebauschte
Presseberichte verursachte Disput in eine
demonstrative Versöhnung unter den Augen der umstehenden deutschen Seminar-Elite.
Draussen geht indessen die Show weiter.
Da treten auch Frau Höller und ihr Bruder als Gesangsduo auf. Und da zieht
es auch die Profis im VIP-Raum zum
Bildschirm und zu den Lautsprechern: Die
beiden haben durchaus beachtliche Qualitäten! Dabei managt Frau Höller
sonst ihre eigene Modekette, und ihr
Bruder werkt bei Höllers Inline-Unternehmensberatung.
Zum Schluss sind alle wieder auf der Bühne:
Tracy, Kobjoll, Spitzbart, Enkelmann und natürlich Höller. Das von Enkelmann
emotionalisierte Publikum
feiert ihre Helden, und Enkelmann lässt
es sich nicht nehmen, sein Talent im Steürn von Massen nochmals unter
Beweis zu stellen: Folgsam skandiert ein
Riesen-Auditorium abermals Enkelmanns
Suggestionsspruch. Ein grotesk wirkender Chor.
Die Show klingt als Familienfest aus. Klein-Höller, 3 Jahre alt, flitzt herum. Eine offenbar verdiente Höller-Angestellte erhält einen Kleinwagen zum Geschenk. Sie ist in Tränen. Alles happy. Alles in allem recht sympathisch. Und die Fans wissen es zu würdigen. Und bleiben lange. Und feiern mit. Das Birkenbihl-Erfolgsforum, Anfang Oktober in der Kölnarena, angepeilt sind 20.000 Teilnehmer, wird es nicht leicht haben, diesen Event zu übertrumpfen. Auskünfte zu den Terminen von Klaus Kobjoll und Brian Tracy bei TopTwo Seminare: 0043/1/978 57 22.