Der Trick unseriöser Motivationsgurus ist einfach: Hemmungen abbauen, darunter die Hemmung "Rücksicht". Und: "Denken, durch das allein Handeln möglich ist, hat eine hemmende Funktion." (Karl Jaspers, 1947). Nach den Seminaren dieser Trainer ist befreiende Rücksichts- und Gedankenlosigkeit gegen andere (und gegen sich selbst) erlaubt, also Kraft des Willens, Triumph des Willens (1935) usw., aber ohne jenes schlechte Gewissen, das uns als Behinderung unserer Weiterentwicklung von unseren dominierenden Eltern, von autoritären Lehrern, von der bösen Gesellschaft usw. eingepflanzt wurde. Der Guru befreit uns kraft seiner Autorität von diesen Zwängen, was nicht unzufällig Raum für neue Lebensregeln schafft, insbesondere die, den Guru auch für Folgeseminare zu bezahlen. Dafür weckt der Guru nicht den Trotz seiner Adepten, sondern er lenkt ihn um. Reaktanz gegenüber der Behinderung der eigenen Willensentfaltung drückt sich oft nicht allzu differenziert aus: "Herrscharen [sic!] kleingeistiger und kleinkarierter Lobbyisten und Seilschaften haben die Nation in Fesseln gelegt" dampfplaudert Erich Lejeune (1999/07). Mit dermaßen reaktiv abgewerteten Gegnern braucht sich ein Mann wie Lejeune gleich garnicht mehr auseinanderzusetzen. Weg mit den alten Lobbyisten, Platz für den neuen Lobbyisten. Wie praktisch.
Der Artikel setzte sich kritisch mit "Motivationstrainern" auseinander: Emile Ratelband, Jürgen Höller, Erich Lejeune, Joseph Murphy, Norman Vincent Peale, Dale Carnegie, Helmut Ament.
Als Kritiker dieser "Trainer" listete Bärbel Schwertfeger auf: Günter Scheich, Reinhard Sprenger, Jürgen Kozel (Direktor der Trainerakademie in Köln und verantwortlich für die Fortbildung der Bundestrainer), Alexander Christiani, Oswald Neuberger, Hans A. Hey.
Zitate:
>aber ein Problem, wenn diese Einstellung nicht nur auf Glas-
>scherben und die eigenen Füße angewendet wird, sondern wenn
>[XXXXX]-Jünger als Vorgesetzte in der Wirtschaft und ausgerüstet
>mit esoterischen Begründungshilfen ihren Mitarbeitern tatsächlich
>unüberwindbare Aufgaben geben.
Ist [XXXXX] derjenige, der so ein "Buntes Haus" o.ae. in Worpswede hat ?
Dort wurden frueher die Manager eines grossen Multis mit Sitz in [YYYYY]
geschickt. Auch unser damaliger Personalchef. Ich lag mit ihm im Clinch,
weil er einen Fachmann nicht eingestellt hatte, der fuer unser Projekt
wichtig war. Sein "Argument" : " Ich hatte ihn durchschaut - und Sie
durchschaue ich auch!". Zuerst wusste ich nicht was er meinte, bie er mir
erklaerte, dass er aus den Zahlen des Geburtstages und der Postleitzahlen
des Geburtsortes, den Chrakter des Menschen ermitteln wuerde.
Soweit zur Numerologie.
...
Was will man als A n g e s t e l l t e r mit so einer Type anfangen,
wenn man von ihm abhaengig ist? Die Faust in der Tasche ballen?
Und was ist mit den K u n d e n, wenn sie erfahren, dass im Management
des Hauses solch eine Type sitzt?
Anmerkung (2000/09/05): Einer von ihnen ist Erich Lejeune (Firma CE). Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen unter den Erfolgsgurus lebt er seine Erfolgsstory allerdings vorzeigbar. Jedoch, einmal erfolgreich abgehoben, ist seine Welt inzwischen weit weg von einer Vergangenheit, die andere Menschen weniger locker überwinden. Selbst schuld, wer auf der Brücke über den Sprung in die Tiefe nicht nur nachdenkt. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Lejeune vermittelt seine Erfolgsstory auf allen Ebenen, nicht nur in TV-München leuchten er, seine Gäste und sein Glaube in der eigenen Show. Er darf das, aber Profis dürfen darauf nicht reinfallen. Und doch, der Bayrische Rundfunk ist mit dabei: Mitarbeiterbeteiligung: Motivation mit Aktien hieß die Ode an die New Economy mit ihren so alten Regeln (plusminus, Autorin: Lisa Wurscher, 2000/09/05): Noch eine Tellerwäscherkarrierengeschichte (Firma CE). Gewerkschaften sind out. Mitarbeiter werden zu Aktionären, häufig zu Millionären, so die Message. Nur etwa 3% aller Deutschen Arbeitnehmer habe Mitarbeiteraktien, so die Realität. Dazwischen liegt, was journalistische Distanz hätte sein müssen. (Siehe auch den Forschungsbericht Nr. 265 des BMA: Praktisch erprobte betriebliche Vereinbarungen zur Kapitalbeteiligung der Arbeitnehmer - Endbericht, 1997/11, asid95.rtf.)